Kód: 05312638
In seiner Chronik eines weitgehend normalen Afrikaaufenthaltes blickt Gaspard Dünkelsbühler auf das Afrika der 1970er Jahre zurück, auf die Anfänge dessen, was als das'europäisch-afrikanische Aufbauprojekt'betrachtet werden konnte ... celý popis
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In seiner Chronik eines weitgehend normalen Afrikaaufenthaltes blickt Gaspard Dünkelsbühler auf das Afrika der 1970er Jahre zurück, auf die Anfänge dessen, was als das'europäisch-afrikanische Aufbauprojekt'betrachtet werden konnte, definiert in den Römischen Verträgen über die Schaffung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG 1957) und zum Leben erweckt durch die Konvention von Lome, die am 28. Februar 1975 mit großem Pomp in der togoischen Hauptstadt von neun europäischen Mitgliedsstaaten und 44 Regierungen aus Afrika, der Karibik und dem Pazifik (AKP) unterzeichnet wurde. Das Ziel bestand in der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der ehemaligen europäischen Kolonien, worunter sich auch die früheren deutschen Schutzgebiete Burundi, Kamerun, Ruanda, Tansania und Togo befanden. §Ruanda, das Bergland, nicht viel größer als Rheinland-Pfalz, bis 1918 Annex von Deutsch-Ostafrika, von 1920 bis 1962 belgisches Mandat, mit seinen Nachbarländern Zaire und Burundi sowie den'Englischsprachigen', Uganda und Tansania, ist Schauplatz von Dünkelsbühlers Chronik. Mit Europa ging es wirtschaftlich stetig aufwärts, die Entwicklungshilfe zeigte erste Resultate, man war sparsam und tat doch viel für die AKP-Länder. Die interessante Tätigkeit in Afrika, das Leben in den Tropen, lockten nicht wenige wagemutige junge Männer und Frauen. Um 1975 wurde die Zahl europäischer Experten und Helfer in Afrika auf rund 50.000 geschätzt. Gaspard Dünkelsbühler ist als Leiter der europäischen Delegation in Ruanda einer von ihnen.§Da es in den unabhängigen Ländern des Kontinents fast überall zwischen den Stämmen gelegentlich rumort, die methodische Verbesserung des Lebens- und Erziehungsniveaus der Bevölkerungen nach neuzeitlicher Erkenntnis als sichere Prophylaxe gegen Spannungen gilt, sie ht er keine Anzeichen für eine bevorstehende Explosion, wie sie anderthalb Jahrzehnte später als Genozid an der bedeutenden Minderheitsgruppe der Tutsi im Jahr 1994 stattfindet. Dieser unvorstellbare historische Sturz bedeutet bis heute ein schweres Trauma für Ruanda, bis heute arbeiten Tribunale nicht nur im Lande, auch in Arusha, auch in Paris und Madrid, an der Aufklärung und strafrechtlichen Bewältigung der Massaker und ihrer Begleitumstände. Bis heute auch sind die internationalen Geber und ihre Organisationen in ihrer Arbeit in Afrika verunsichert. Eine schwer zu durchschauende Stammes- und Clangesellschaft, umgeben von einem modernen Biotop ausländischer Experten, internationaler Diplomaten und Geschäftsleuten, tritt einem aus diesen Papieren entgegen; man erlebt das unablässige Tauziehen auf vielen Ebenen, die Bemühungen der meisten, das Richtige, und einiger, ihren Vorteil durchzusetzen.
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